Jrug und Brunnen

Die Redaktion der Spvgg Eltville hörte dem Chef der DFL Christian Seifert gestern Nachmittag aufmerksam zu. Es geht im Kern darum, alle 36 Profivereine vor dem Exodus zu schützen und man konnte zwischen den Zeilen hören, dass sich noch keiner der Großen bereit erklärt hat, den Kleinen zur Seite zur springen, weil die alle zuhause das prüfen, was in jedem Unternehmen auf Knopfdruck binnen 5 Minuten auf dem Tisch liegt. Im gesamten professionellen Fußball geht es, und das ist verstanden, um eine Vielzahl von Mitarbeiter, die neben den Profis hinten dranhängen, sei es direkt oder indirekt und abhängig sind von den Bundesligabetrieben. Leider ist der Mensch so gestrickt und es darf nicht als Vorwurf missverstanden sein, aber wenn am Ende alle Mittel erschöpft sind und nur noch schwarz oder weiß entschieden werden kann, können wir sicher sein, dass es im allerletzten Moment die vermeintlich richtigen Schritte geben wird, die gemeinsam in Frankfurt oder dann per Skype Videoschalte zu treffen sind. Es wäre daher doch, auch wenn nicht im Detail gewollt, an den Managern zum aktuellen Zeitpunkt zu vereinbaren und aus Sicht unserer Redaktion nötig, ein Zeichen von oben nach unten zu setzen, ob der FC Bayern München, Borussia Dortmund etc. dem SV Sandhausen, Greuther Fürth oder unserem Partnerverein dem SV Wehen unter die Arme zu greifen gedenkt, im Fall der Fälle der in seiner eigenen Wahrscheinlichkeitsrechnung täglich größer wird. Schattenboxen mag die richtige Taktik sein, bringt uns aber in diesen Verwerfungen nicht weiter und setzt uns später ungewollt unter Zeitdruck, da das Grundverständnis erst noch mühsam hergestellt werden muss. Wer da in der Vergangenheit besser oder schlechter gewirtschaftet und damit eine Rettung mehr oder weniger verdient hat, ist aktuell nicht wichtig, entscheidend ist Solidarität. Dass Herr Watzke, der sich diesbezüglich und aus dem Gefühl heraus, beim BVB (fast) alles richtig gemacht zu haben (eigene Anteilsverwässerung in Form einer Kapitalerhöhung und Anleihenschimoschenko werden dabei gerne vergessen und emotional in einem Verjährungszustand geparkt) kritisch äußerte, sei ihm dabei verziehen. Er vertritt die Interessen seines Vereins. Nur werden einzelne Interessen in dem was da auf uns zukommt den Fußball nicht weiterbringen.

Auch haben die Topspieler, also die mit einem jährlichen siebenstelligen Bruttoarbeitslohn eine Pflicht des Verzichts gegenüber Ihrem Arbeitgeber, der fußballsüchtigen Bevölkerung und dem Ast auf dem sie sitzen zu erfüllen und auf die ein oder andere Weise, werden sie dieser auch nachkommen müssen. Da wir einen weltweiten Abschwung haben und im internationalen Markt keine Liga A die besten Spieler von Liga B, C und D wegkaufen kann und die gleiche gefährliche Gehaltsspirale entfachen wird, dürfen wir davon ausgehen, dass das in irgendeiner Weise passiert.

Wenn dann am Ende der Spielbetrieb unseres Lieblingsliga ausgesetzt wird und der glorreiche SV Werden Bremen absteigen müsste, weil er der Reparaturchance einer indiskutablen Saison beraubt wurde, würden von unten glückliche Bielefelder und Stuttgarter sich freuen. Am Ende freuen sich aber vielleicht auch alle und die Bundesliga wird um 2 Mannschaften für die nächste Spielzeit erweitert. Wir wissen es nicht und kleben mit unseren Nasen vor den Mattscheiben, um jede noch so kleine Entwicklung mitzubekommen. Die eigene Pressestelle drückte sich am Wochenende ebenfalls über 3 Stunden das aktuelle Sportstudio und den Doppelpass in die Augen und Ohren, um schlussendlich immer das gleiche zu hören: „Wir müssen abwarten“ .... selbst schuld kann man da nur sagen – schade um den schönen Tag, da hätte man doch lieber vor dem Eissalon gedrängelt. Wenn es den Menschen nicht gäbe, müsste man ihn erfinden.

Was wir allerdings ganz genau wissen ist und es ist jetzt mal genau der richtige Zeitpunkt es zu artikulieren und aus der leeren Kurve in die Welt zu blasen, dass sich weder die DFL, noch der DFB um die kleinen Amateurvereine genügend kümmert. Dass wir alle von der Hand in den Mund leben müssen, ist bekannt und geht den Verantwortlichen der „Freizeitfußballer“ (Christian Seifert O-Ton gestern) auf die Nerven. Da nutzt es emotional wenig, wenn einmal im Jahr des Ehrenamtes in der Bundesliga gedacht wird. Das sind und bleiben Luftgeschäfte. Wenn wir also jetzt den Kommerz des Fußballs neu denken müssen und egal wo man hinschaut und hineinhört ist das ein Wunsch, der mit viel Applaus bedacht wird, dann muss es aus einem Selbstverständnis der Gründlichkeit seiner Gedanken doch gelingen, auch die überschaubaren Zuschüsse, die kleineren Vereinen das Leben unglaublich vereinfachen würden, endlich auch mal zu definieren, z.B. anhand der Mitglieder- oder Spieleranzahl, um somit etwa 25.000 in aller Regel gemeinnützige Institutionen zu stärken und im Schnitt mal jährlich einen Betrag in Höhe von sagen wir € 2.000 rüberwachsen zu lassen. Das wären also mal gut investierte € 50.000.000 (beim gefühlten und nicht geprüften Marktwert wären das aktuell ein Thomas Müller oder ein halber Havertz) und ein Zeichen, die das Verhältnis der Basis zum Profibereich mehr als stärken würde. Darüber hinaus brauchen wir endlich Verpflichtungen, dass die Spieler, die bei uns ihre ersten Schritte gemacht haben, auch ordentlich abgelöst werden und zwar nach den Tabellen der Landesverbände, die dafür vorgesehen sind. Das wird viel zu selten gemacht, leider auch von unserer Eintracht vom Main. Da warten wir heute noch auf € 1.800,00 für einen Jugendspieler, den man einfach solange in Freundschaftsrunden spielen lässt, bis alle Sperrfristen auf natürlichem Weg abgelaufen sind. Das müssen die Verantwortlichen der Leistungszentren und auch das Management um Fredi Bobic vor einer höheren Macht rechtfertigen, ihrem Gewissen und aus dieser Kenntnis heraus ist die eine oder andere aktuelle Äußerung der Eintracht Verantwortlichen nicht wirklich glaubhaft. Als wir in einer Diskussionsrunde bei Mainz 05 den ehemaligen selbstbezeichneten „Rumpelfußballer“ Oliver Bierhoff auf diese Entschädigungsproblematik aufmerksam machten, wusste der gar nicht von was wir reden und wir stehen nicht im Verdacht, dass wir uns nicht auszudrücken wissen. Wahrscheinlich wollte er aber einfach ans Buffet, ist ja auch wichtig. Der SV Wehen ist da weiter und findet mittlerweile vernünftige Lösungen. Fakt ist, die Spvgg Eltville hat in den letzten Jahren weder von Mainz 05 oder Eintracht Frankfurt Transferentschädigung bekommen, obwohl Spieler gewechselt sind.

Fußball neu denken .... in Zeichen von Corona hat man dazu unfreiwillig auch mal Zeit, ist Pflichtprogramm. Wenn wir so weitermachen, die kleinste Solidarität nicht möglich sein sollte, schadet sich die Bundesliga selbst. Das Gleichnis vom Krug und Brunnen kommt einen unweigerlich in den Sinn. Die Welt wird in vielen Bereichen nicht mehr dieselbe sein, wenn der Virenspuk vorbei ist. Im Fußball kann etwas Neues entstehen, lasst uns einen new Deal machen.

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