Selten hatten wir nach einem Artikel so viel Feedback, wie nach dem Bericht über den Wechsel von Tolga Erdinli zurück zum Heimatverein und der daraus folgenden Statistik, die untersuchte wie groß die Chance ist, vom Fußball nachhhaltig leben zu können, wenn man sein Kind bei einem der Profiklubs unterbringt.

Die nach unserer oberflächlichen Berechnung entstandene Quotenthese von 1:200 an die Wand zu schlagen, war für den ein oder anderen Leser schon schwer zu verdauen, unser Legendenspieler Stefan Scholten, dessen Sohn die letzten 8 Jahre in bei Mainz 05 und dem FSV Frankfurt in der Jugend spielte, hat uns dazu folgende Email geschrieben, die uns ein noch "schlimmeres" Verhältnis zeigt, aber auch positive Aspekte würdigt .... ein wie wir finden sehr interessanter Einblick eines Insiders, der uns zeigt dass die Aussortierungsquote viel höher liegt als angenommen.

"Mein lieber Paule,

vieles davon ist wahr, aber es ist noch viel krasser: die Kaderstärke ab U15 aufwärts liegt nicht bei 16 sondern bei 22 bis 24 wirklich talentierten Spielern. Dementsprechend entbranded in jedem Training der Kampf um einen Start11 Platz bzw. einen Kaderplatz – wer diesen Kampf nicht annimmt, findet sich schnell auf der „Tribüne" wieder...Davon werden pro Jahr etwa ein Drittel/Viertel „aussortiert".
Leistungszentren sind reine Profitcenter – mit dem Ziel, mindestens einen Spieler in den Profibereich durchzubringen. Wirklich schaffen tun es von den 36 Profivereinen circa 0,4 Spieler pro U 19 Jahrgang...
Nun, alles freiwillig.

Aber es gibt durchaus auch sehr positive Aspekte: ob der großen Konkurrenz und der „Fokussierung auf Schule/Fussball reifen viele Jungs ganz anders  – können besser mit Niederlagen umgehen, geraten nicht auf die schiefe Bahn weil sie gar keine Zeit dafür haben bei 4-5 mal Training die Woche und lernen zu kämpfen, auch oder gerade WENN es schwierig wird – im Lebenslauf ein absoluter Mehrwert, auch wenn man irgendwann aussortiert wird und den Sprung nach ganz oben nicht schafft.

Mein Sohn hat nun 8 Jahre lang (3 Jahre MZ 05, 5 Jahre FSV Frankfurt) in zwei Leistungszentren gespielt und seine sportliche Zukunft ist völlig offen (momentan absolviert er für 6 Monate ein High School Semester in Kapstadt), aber für das Leben ist er glänzend vorbereitet. Dies war mir ein Bedürfnis – um Deine Beschreibung zu ergänzen. Denn „zurück" kommen die meisten ohnehin wieder – dann aber menschlich und sportlich ein Leben lang gut entwickelt.

Wie schön, wenn es dann (Heimat) Vereine gibt, welche die „Heimkehrer" mit offenen Armen empfangen.
Freundliche Grüße
Stefan Scholten"

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